Fairer Hedonismus: Weine vom Weingut Koopmanskloof aus Südafrika

Der Pinotage Rosé (13.0 % vol) ist ein halbtrockener Rosèwein aus Südafrika, produziert und abgefüllt durch Koopmanskloof Wingerde. Im Glas riecht er aromatisch nach Erdbeeren und roten Früchten. Er sehr passt gut zur leichten Küche, Vorspeisen und Salate. Generell ist es der ideale Sommerwein zum Picknick, auf Balkon oder Terrasse und für lange Abende draußen; auch als Schorle, denn wer eine gute Schorle möchte, braucht einen guten Wein! Ideale Trinktemperatur: 7- 9 Grad.

Aber warum überhaupt Wein aus Südafrika? Mit Rheinhessen liegt das größte Weinanbaugebiet Deutschlands direkt vor der Haustür von Mainz. Im Vergleich zu Weinen aus Deutschland, Italien, Frankreich und Spanien ist der südafrikanische Wein ein Nischenprodukt. Dennoch gehören sie zu den beliebten Weinen, die im Supermarkt und Discounter gerne gekauft werden. Das liegt auch an ihrem "sehr gutem Preis-Leistungs-Verhältnis". Zu einem billigen Preis bekommt man einen Wein guter Qualität aus Übersee.

Doch die Niedrigpreise nutzen nicht allen, die in der Weinbranche tätig sind. Seit 2000 ist der durchschnittliche Exportpreis für südafrikanischen Wein bei der Ausfuhr nach Deutschland um über 80 Prozent gefallen. Gleichzeitig sind in den letzten zehn Jahren die Produktionskosten um rund 48 Prozent gestiegen. Kellereien und Weinfarmen aus Südafrika haben es schwer im Geschäft zu bleiben. Nur 15 Prozent der Weingüter waren im Jahr 2015 profitabel. Gewinn machen vor allem die deutschen Discounter und Supermarktketten. Ihre Macht ist, wie allgemein im deutschen Lebensmittelhandel, auch im Weinmarkt enorm: Die Discounter (wie Aldi, Lidl, Rewes Penny und Edekas Netto) verkaufen nach Berechnungen des Deutschen Weininstituts 50 Prozent des in Deutschland konsumierten Weins, während klassische Supermärkte (wie Edeka und Rewe) 17 Prozent der Gesamtmenge verkaufen. Das verleiht ihnen eine enorme Verhandlungsmacht. Sie können die Preise bestimmen und Kosten sowie Risiken auf ihre Lieferanten abwälzen.

Wein ist ein anschauliches Beispiel dafür, welche Macht deutsche Discounter über Preise und Handelsbedingungen haben. Ein Großteil des nach Deutschland exportierten südafrikanischen Weins wird als Tankwein verschifft. Die Einfuhr des Weins in großen Tanks statt Flaschen ist für deutsche Importeure ein Preisvorteil. Die Einfuhr ist fast um die Hälfte billiger. Umgefüllt wird er in Deutschland, was einen Wert- und Stellenverlust für die südafrikanische Weinindustrie bedeutet. Die für die Wertschöpfung zentralen Prozesse wie die Mischung des Weins und die Erschaffung einer Marke finden nicht mehr in Südafrika, sondern in Deutschland statt. Der Wein als Rohstoff wird dadurch austauschbar. Importeure und Einzelhändler brauchen sich nur nach dem Preis zu richten und das billigste Angebot zu nehmen. Diejenigen jedoch, die am meisten unter dem Preisdruck leiden und normalerweise keine Alternative haben, sind die ArbeiterInnen auf den Weinfarmen. Als schwächstes Glied in der Lieferkette wird der Preis- und Kostendruck auf sie abgewälzt.

So weit so schlecht. Ein wesentliches Problem dabei ist die undurchschaubare Lieferkette. Für VerbraucherInnen bleiben bei der Verwendung von Tankwein und insbesondere bei Eigenmarken der Discounter die Plantagen verborgen, da meist nur der Importeur in Deutschland und der Abfüller auf dem Etikett aufgeführt werden. Im Gegensatz dazu steht der Faire Handel für Transparenz, denn ohne Transparenz gibt es keine gerechten Handelsbeziehungen. Während die Discounter und Supermärkte oftmals nur Anbaugebiet und Herkunftsland nennen, lässt sich bei Koopmanskloof Herkunft, Anbau und Produktion genau nachvollziehen.

Das Weingut liegt etwa 50 Kilometer östlich von Kapstadt in den Bottelary Hills, die zur berühmten Weinregion Stellenbosch gehören. Es besteht aus sechs Weingärten, die seit 1896 im Besitz der Familie Smit sind. Sie gehen einen ungewöhnlichen Weg: So wurde den MitarbeiterInnen 2008 ein Weingarten überschrieben. Gleichzeitig wurden sie zu 18 Prozent MiteigentümerInnen am Produktionsunternehmen Koopmanskloof Wingerde (Weinreben, Produktionsanlage und die Marke „Koopmanskloof“). Bereits 2007 hatte ein ehemaliger leitender Angestellter die Leitung von Koopmanskloof Wingerde übernommen. Insgesamt befinden sich zurzeit 51 Prozent der Anteile am Unternehmen Koopmanskloof im Besitz der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter – eine außergewöhnlich starke Beteiligung der schwarzen Bevölkerungsmehrheit.

Auf dem Weingut leben zurzeit 104 Beschäftigte mit ihren Familien. Sie sind an den Aktien von Koopmanskloof Wingerde beteiligt, wodurch sie automatisch am Gewinn beteiligt sind und damit auch eine Absicherung im Alter haben. Eine gewählte Vertretung setzt sich aktiv für ihre Interessen ein. Die Angestellten und die Saisonarbeitskräfte erhalten u.a. bezahlten Urlaub und Krankengeld. Die MitarbeiterInnen müssen für ihre Wohnhäuser keine Miete zahlen und in zehn Jahren gehen die Häuser in ihren Besitz über. Auf dem Weingut gibt es eine Krippe für die Kinder der Beschäftigten, die dort auch essen können. Schuluniformen und Gebühren für höhere Schulen werden ebenfalls von Koopmanskloof bezahlt.

Wenn also Wein aus Südafrika, dann eine Flasche an der alle der daran Beteiligten profitieren. Für einen ungetrübten Genuss und fairen Rausch!

P.S. Es wäre nicht fair, die Schuld allein bei den Discountern und Supermarktketten zu suchen. Im Jahr 2018 waren die deutschen VerbraucherInnen nur bereit, im Durchschnitt 2,31 Euro für eine Dreiviertelliterflasche Wein im Lebensmitteleinzelhandel zu bezahlen.

Die wesentlichen Quellen für den Text sind:
"Billig verkauft – teuer bezahlt. Die Marktmacht deutscher Supermarktketten und Arbeitsbedingungen von Frauen auf Traubenfarmen in Südafrika" herausgegeben von Oxfam Deutschland e. V. im September 2017
"Handelspartner der GEPA: Koopmanskloof"

weitere Quellen:
"Deutscher Wein Statistik 2019/2020" herausgegeben von Deutsches Weininstitut, Oktober 2019
"Wines of South Africa Export Report 2019" herausgegeben von SAWIS – SA Wine Industry Information and Systems

Autor*in:
Julian Schroeder
Datum:
29.5.2020

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